Wann ist eine Hornhauttransplantation erforderlich?
Die Hornhaut ist der glasklare, von Tränenflüssigkeit benetzte vordere Teil des Auges. Erkrankungen der Hornhaut führen häufig zu einem Verlust der Transparenz, sodass die Betroffenen auf dem ansonsten gesunden Auge nur noch sehr schlecht sehen. Die Hornhaut ist das am stärksten brechende Medium im optischen System des menschlichen Auges. Jede noch so kleine Veränderung der Hornhaut kann deshalb dramatische Folgen haben.
Narben nach Entzündungen oder Verletzungen sowie fortschreitende Erkrankungen wie ein Keratokonus, der zur Ausdünnung und kegelförmigen Verformung der Hornhaut des Auges führt, können Augenärzte neben degenerativen Erkrankungen der Hornhaut oft nur noch durch eine Transplantation von gesundem menschlichen Gewebe behandeln.
Ablauf einer Hornhauttransplantation
Bei einer Transplantation der Hornhaut ersetzt der Augenarzt das erkrankte Hornhautgewebe des Patienten durch gesundes Gewebe eines verstorbenen Organspenders. Sogenannte Hornhautbanken vermitteln geeignete Transplantate.
OP-Techniken der Hornhauttransplantation
Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Transplantation unterscheiden: die klassische perforierende (durchgreifende) Keratoplastik (Transplantation aller Hornhautschichten) und die lamelläre Keratoplastik (Transplantation ausgewählter Schichten). Lamelläre Techniken sind im Vergleich zu perforierenden Techniken schonender. Zusätzlich können kostbare gesunde Hornhautschichten des Empfängers erhalten bleiben. Allerdings sind diese Techniken nicht immer machbar oder sinnvoll.
Klassische perforierende Keratoplastik (pKP)
Die bewährteste und am häufigsten durchgeführte Form der Hornhauttransplantation ist die klassische perforierende Keratoplastik. Dabei ersetzt der Augenarzt den zentralen Teil der kranken Empfängerhornhaut durch ein Transplantat und vernäht es. Die verwendeten Fäden sind dünner als ein menschliches Haar und zählen zu den feinsten, die man in der Medizin verwendet. Die Fäden werden bis zu einem Jahr belassen und erst dann schrittweise entfernt.
Lamelläre Keratoplastiken
Diese Techniken erleben aktuell aufgrund technischer Innovationen und neuer operativer Techniken eine Renaissance. Fachleute unterscheiden die vordere (anteriore) lamelläre von der hinteren (posterioren) lamellären Transplantation.
Tiefe anteriore lamelläre Keratoplastik (DALK)
Diese Technik kommt nur infrage, wenn die beiden inneren Hornhautschichten, die Descemet-Membran und das kostbare Hornhautendothel, gesund sind. Augenärzte nutzen die DALK-Technik häufig bei einem Keratokonus oder bei Narben der vorderen Hornhautschichten. Hier sind nur die vorderen zwei Drittel der Hornhaut von Veränderungen betroffen, sodass der Chirurg das Auge nicht komplett eröffnen muss. Das Risiko während des Eingriffs, die Heilungsdauer sowie das Risiko einer Abstoßungsreaktion sind geringer als bei der pKP. Der Femtosekundenlaser kann bei der DALK ergänzend eingesetzt werden.
Posteriore lamelläre Keratoplastik (DMEK)
Die Technik zählt neben der DALK zu den anspruchsvollsten, aber auch schonendsten Verfahren in der Transplantationschirurgie. Das Transplantat besteht aus den zwei innersten Schichten, der Descemet-Membran und dem Endothel der Hornhaut. Augenchirurgen nutzen das Verfahren vor allem bei Erkrankungen des Hornhautendothels. Die Technik kommt im Gegensatz zu pKP und DALK ohne Nähte aus. Dem Chirurgen genügt eine Luftblase, um das Transplant in Position zu bringen. Falls die Transplantation nicht gelingt, kann eine DMEK wiederholt werden. Auch die Option der pKP besteht weiterhin.
Vor der Keratoplastik-OP
Vor dem Eingriff muss der Operateur zunächst feststellen, welche Anteile der Hornhaut von Veränderungen betroffen sind und welches Verfahren sich am besten für diesen Patienten eignet. Die Entscheidung für eine Hornhauttransplantation sollte wohlüberlegt sein, da sie eine intensive und lange Anbindung an den Augenarzt bedeutet. Das Ziel der Transplantation ist es, die optische Klarheit der Hornhaut zu verbessern. Ist das geschafft, müssen die Sehkraft limitierende Brechungsfehler mittels intraokularen Linsen, Kontaktlinsen oder Brillen behandelt werden.
Ablauf der Hornhauttransplantation
Die Operation erfolgt ambulant unter lokaler Anästhesie und Sedierung (Dämmerschlaf) und dauert 90 bis 120 Minuten.
Klassische perforierende Keratoplastik
Mit dem Skalpell oder mittels eines Femtosekundenlasers präpariert der Augenarzt ein etwa 8 Millimeter durchmessendes Hornhautscheibchen aus dem Spendergewebe. Anschließend entfernt er ein ähnlich großes Scheibchen am Empfängerauge. Danach vernäht er das verbliebene Gewebe des Empfängers mit dem Spendergewebe.
Hornhauttransplantation mit dem Femtosekundenlaser
Auch bei Hornhauttransplantationen wenden Ärzte diese moderne Technologie an. Sie sprechen dabei von zwei unterschiedlichen Geweben: dem erkrankten Hornhautgewebe des Patienten (Empfänger) und dem gesunden Gewebe des Spenders. Augenärzte nutzen den Femtosekundenlaser zur Präparation beider Gewebe. Die Präzision dieser Technologie im Bereich der Hornhauttransplantation ist bis heute unübertroffen. Auch die Patienten profitieren von dem Verfahren: Sehkraft und Patient erholen sich nach dem Eingriff schneller als bei herkömmlichen Verfahren.
Lamelläre Keratoplastiken
Tiefe anteriore lamelläre Keratoplastik (DALK) Bei dieser Technik setzt der Augenchirurg mit dem Skalpell oder mit dem Femtosekundenlaser einen vertikalen, nicht durchgreifenden runden Schnitt (Durchmesser ca. 8 mm), sodass die gesunden inneren Schichten der Hornhaut des Empfängers erhalten bleiben. Mithilfe einer Luftinjektion in das untere Drittel der Hornhaut trennt er die gesunden und kranken Schichten voneinander. Das Spendergewebe präpariert der Arzt ganz ähnlich, um das eingefügte Transplantat dann mit dem Empfängergewebe zu vernähen.
Posteriore lamelläre Keratoplastik (DMEK)
Für die DMEK streift der Augenchirurg zunächst den zu transplantierenden Descemet-Endothel-Komplex vorsichtig von der Spenderhornhaut ab. Das Transplantat hat eine Dicke von lediglich 30 μm, ist extrem fragil und wird vom Arzt berührungslos mittels Flüssigkeitsaustausch in das Auge des Empfängers eingesetzt. Zuvor hat der Operateur noch die erkrankten inneren Hornhautschichten am Empfängerauge entfernt. Mittels einer Luftblase legt er das Transplantat an das Empfängergewebe an.
Risiken einer Hornhauttransplanation
Wie bei allen Operationen am Auge steht das Risiko einer Infektion im Vordergrund. Bei Transplantationen besteht zusätzlich das Risiko eines Transplantatversagens oder einer Abstoßung des fremden Gewebes. Allerdings zählt die Hornhauttransplantation zu den erfolgreichsten Gewebetransplantationen in der Medizin, denn das Hornhautgewebe steht nicht direkt mit der Blutversorgung und somit dem Immunsystem in Kontakt. Eine starke medikamentöse Hemmung des Immunsystems ist meist nicht notwendig.
Nach der Keratoplastik-OP
Nach der Operation legt der Augenchirurg einen sterilen Verband an, den er schon am nächsten Tag bei der postoperativen Kontrolle entfernt. Die ersten Tage und Wochen nach der Operation kann das Auge häufiger tränen und gerötet sein. Häufig besteht eine starke Blendempfindlichkeit sowie ein Fremdkörpergefühl. Das Entfernen der Fäden wird der Augenarzt je nach Technik frühestens nach sechs Monaten erwägen; meist macht er das allerdings erst nach einem Jahr. Nach Abheilung und Nahtentfernung wird der Arzt sich im nächsten Schritt gemeinsam mit dem Patienten um eine verbesserte Brechkraft und damit um die Sehschärfe kümmern.