„Die Zusammenarbeit zwischen Bayern und Sachsen ist so alt wie die Deutsche Einheit“, hat der ehemalige sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich einmal gesagt. Professor Klaus-Peter Günther trägt im Bereich der Medizin einen großen Teil zu diese Zusammenarbeit bei – seit 2002 steht der gebürtige Allgäuer an der Spitze des UniversitätsCentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie (OUC) am UniKlinikum Carl Gustav Carus Dresden. Das rollende R in seiner Sprache verrät die Herkunft auch 18 Jahre nach dem Umzug – im Herzen fühlt sich der 60-Jährige aber längst als Dresdner, der die Elbe genauso liebt wie die Kunstschätze der Stadt.
Als Günther Anfang der 2000er-Jahre die ärztliche Leitungs-position übernahm, gab es noch zwei Kliniken: eine Unfallchirurgie und eine Orthopädie. In enger Abstimmung wurden von da an Räumlichkeiten, Personal und Expertise zu einem Zentrum zusammengeführt, dem heutigen OUC. Hier stehen Orthopäde Prof. Günther und Unfallchirurg Prof. Klaus-Dieter Schaser gemeinsam an der Spitze. Für die Patient:innen bringt der Zusammenschluss viele Vorteile: Sie werden von orthopädischen und unfallchirurgischen Spezialist:innen gemeinsam betreut und können sich des doppelten Expertenwissens für ihren Eingriff gewiss sein.
Allein im Jahr 2018 setzten die Dresdner Ärzt:innen 1100 Kunstgelenke ein. Viele der Patient:innen sind medizinisch sehr anspruchsvoll: „Sie leiden neben der Erkrankung ihrer Hüfte oder dem Knie unter weiteren gravierenden gesundheitlichen Problemen“, zitiert Günther die Statistik.
Viele hatten schon einen Herzinfarkt, leiden unter einer gestörten Gerinnung oder einem viel zu hohen Blutzucker. Hier in Dresden ist man auf genau diese Patienten eingestellt. Um sie erfolgreich mit einem künstlichen Gelenk zu versorgen, kooperieren die Endoprothetiker mit den Spezialisten für Herz-, Nieren- oder Gefäßerkrankungen aus den anderen Kliniken auf dem Unicampus, bekräftigt Günther. „Vielleicht können wir nicht mit dem Luxus einer Privatklinik aufwarten – dafür punkten wir mit einer hohen medizinischen Sicherheit.“ Ende 2019 wurde zusätzlich mit dem „OptiTEP“-Verfahren ein nochmals verbesserter Behandlungspfad eingeführt, der mit optimaler Betreuung von Patienten eine bestmögliche Erholung nach operativen Eingriffen anstrebt.
Das Dresdner Team kümmert sich auch um die Patienten, deren Gelenke stark deformiert sind. Dieses Expertenwissen sei ständig gefragt, denn gerade in Sachsen leiden überdurchschnittlich viele Menschen an einer angeborenen Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne, so Klinikchef Günther. Eine weitere Spezialität der Klinik ist die endoprothetische Versorgung einer posttraumatischen Arthrose am Knie, wie sie nach Verletzungen und Unfällen auftritt. In anderen Kliniken liegt der Anteil solcher Patienten bei ein bis zwei Prozent; in Dresden sind es zehn Prozent. Gerade bei komplizierten Verhältnissen am Knie setzen die Knieendoprothetiker um Professor Jörg Lützner, Leiter des Endoprothetikzentrums am OUC, gern die computergestützte Navigation ein. Lützner verfolgt dabei ein klares Ziel: „Durch den Computereinsatz gelingt es uns, das Kunstgelenk präziser und zuverlässiger zu platzieren.“
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Damit werden optimale Voraussetzungen für eine lange Haltbarkeit des Kunstknies geschaffen. Die besondere Expertise des Dresdner Endoprothetikteams betrifft aber nicht nur Erstoperationen, sondern auch den Wechsel gelockerter und infizierter Implantate. Aufgrund der hohen Spezialisierung im OUC und eines überregionalen Einzugsbereichs nimmt ihr Anteil immer mehr zu. „Mit einer zertifizierten Knochenbank für komplizierte Wechseloperationen, der großen Palette an Spezialimplantaten und einer besonderen Erfahrung unserer Operateure sowohl am Knie- als auch am Hüftgelenk werden Patienten hier bestens versorgt“, erläutert Lützner.
Solche Aussagen können die Dresdner Gelenkspezialisten auch mit Zahlen belegen, denn die Ärzt:innen des Endoprothetikzentrums wissen über ihre Patient:innen so gut Bescheid wie kaum eine andere Klinik in Deutschland. Bereits im Jahr 2005 – und damit fast zehn Jahre vor dem bundesweiten Endoprothesenregister – startete das Dresdner Hüftregister. Seitdem werden hier alle Patient:innen vor und nach der Operation gründlich durchgecheckt und zahlreiche Daten anonymisiert gesammelt: zum verwendeten Implantat, über Aktivitäten mit dem alten und die Lebensqualität mit dem neuen Gelenk.
„Diese Daten verraten uns prognostische Faktoren für ein gutes OP-Ergebnis“, erklärt Lützner. So wisse man heute, dass ein:e optimistische:r Patient:in später zufriedener mit einem Implantat lebt als ein:e pessimistische:r: „Die Einstellung des Patienten zu einem Kunstgelenk hat mehr Einfluss auf dessen Funktionsfähigkeit als die Wahl des Implantats oder der Zugangsweg.“ Bis zu zehn Prozent würden sich die Ergebnisse abhängig von der Gemütslage der Patient:innen unterscheiden.
Ein weiterer Mosaikstein, der den Dresdner Forschungen zufolge zu einem zufriedenen Leben mit dem Kunstgelenk beiträgt, sind Kompetenz und Wissen der Patient:innen. Entsprechend umfangreich ist das Informationsangebot für OP-Interessierte. Auf den Infoabenden schildern beispielsweise ehemalige Patient:innen die Behandlungsabläufe im Endoprothetikzentrum. Günther und Lützner sind von diesem Konzept überzeugt: „Wer weiß, was auf ihn zukommt, wird mehr Erfolgserlebnisse mit seinem neuen Gelenk haben.“
Prof. Dr. med. Klaus-Peter Günther
OUC Universitätscentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie Dresden