Der gesamte Darm hat eine Länge von etwa sechs Metern und füllt den größten Teil des Bauchraums aus. Er beginnt mit dem Zwölffingerdarm, der an den Magen anschließt, und endet mit dem Mastdarm. Der Darm gliedert sich in zwei Hauptabschnitte: den Dünn- und Dickdarm. Im Dünndarm wird die Nahrung zersetzt und Nahrungsbestandteile werden aufgenommen. Im etwa einen Meter langen Dickdarm wird dem Speisebrei Wasser entzogen und der Rest anschließend im Mast- oder Enddarm bis zur Stuhlentleerung gespeichert.
Erkrankungen in diesem Bereich äußern sich z. B. durch Symptome wie ein Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch.
Operationen am Dick- und Mastdarm sollten heute standardmäßig mittels der „Schlüssellochtechnik“ durchgeführt werden und, wenn verfügbar, roboterassistiert.
Dickdarmpolypen/Adenome
Polypen im Darm sind gutartige Neubildungen, die sich entweder pilzförmig oder rasenartig im Inneren des Darms darstellen. Sie können Vorläufer von Darmkrebs sein und müssen deshalb komplett entfernt werden. Die gute Nachricht: Diese Vorstufen sind lange – manchmal bis zu 10 Jahre – gutartig, sodass bei regelmäßigen Darmspiegelungen nahezu kein Risiko besteht.
Therapie: In der Regel gelingt die Abtragung der Polypen im Rahmen einer Darmspiegelung. Nur selten gibt es Gründe, die eine chirurgische Entfernung erforderlich machen. Auch dies gelingt jedoch nahezu immer mit der sehr schonenden minimalinvasiven Technik.
Divertikel
Divertikel sind Aussackungen der Darmwand nach außen und kommen im gesamten Dickdarm vor, am häufigsten jedoch im S-Darm, dem sog. Sigma. Sie sind prinzipiell nicht gefährlich und treten bei vielen Menschen im Laufe des Lebens auf. Entzünden sich diese Divertikel durch Stuhlreste, Körner o. Ä., spricht man von einer Divertikulitis.
Therapie: Diese Entzündung kann in der Regel gut konservativ durch Diät oder mit Antibiotika behandelt werden. Kommt es jedoch zu wiederholten Entzündungen, zu einer Engstelle im Bereich der Entzündung oder gar zu einem Platzen des Divertikels, sollte eine Operation durchgeführt werden. Selten kann es auch zu Blutungen aus einem Divertikel kommen – auch dann ist häufig eine Operation notwendig. Die Operation ist eine Domäne der minimalinvasiven Chirurgie und mittlerweile Standard. Sie wird entweder konventionell in Schlüssellochtechnik oder mit Unterstützung eines Operationsroboters durchgeführt.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)
Morbus Crohn
Morbus Crohn gehört zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und kann im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten – von der Mundhöhle bis zum After. Häufig ist das Ende des Dünndarms (terminales Ileum) oder der Dickdarm (Kolon) betroffen. Der Befall der Speiseröhre, des Magens oder des Zwölffingerdarms ist sehr selten. Es können gleichzeitig mehrere Darmabschnitte entzündet sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind.
Beim Morbus Crohn greift die Entzündung nicht nur die Schleimhaut, sondern alle Wandschichten des Darms an. In der Folge verdickt sich die Darmwand und verliert an Elastizität. Die Konsequenz: Engstellen im Darm, die das Wachstum entzündlicher Zellen fördern. Am häufigsten erkranken junge Erwachsene zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, aber auch bei Menschen ab dem 60. Lebensjahr kann ein Morbus Crohn entstehen. Frauen und Männer sind gleich häufig von dieser Darmerkrankung betroffen.
Therapie: Die Therapie des Morbus Crohn wird im Idealfall durch ein interdisziplinäres Team aus Chirurgen und Gastroenterologen abgestimmt und beginnt fast immer konservativ. Dabei kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz – insbesondere moderne Antikörper und Immunmodulatoren. Auch die Chirurgie spielt eine wichtige Rolle und ist in der Abstimmung der verschiedenen Disziplinen ein entscheidender Faktor. Sollte eine Operation notwendig werden, sollte diese minimalinvasiv oder roboterassistiert durchgeführt werden.
Colitis ulcerosa
Die Colitis ulcerosa gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und betrifft fast ausschließlich den Dickdarm. Die Entzündung breitet sich, vom Mastdarm (Rektum) ausgehend, kontinuierlich im gesamten Dickdarm (Kolon) aus und kann gelegentlich auch auf den unteren Abschnitt des Dünndarms (Ileum) übergreifen (Backwash-Ileitis). Die Colitis ulcerosa greift vor allem die Schleimhaut des Dickdarms an, während die tieferen Wandschichten nicht in den entzündlichen Prozess einbezogen sind. Am häufigsten wird die Diagnose zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr gestellt, nur gelegentlich bereits im Kindesalter. Frauen und Männer sind gleich häufig von dieser Darmerkrankung betroffen.
Therapie: Die Therapie ist zunächst fast immer konservativ medikamentös. Dabei kommen verschiedene Substanzklassen zum Einsatz, insbesondere moderne Antikörper. Schlagen die Medikamente nicht an oder sind die Symptome nicht beherrschbar, kann die Erkrankung durch eine Operation geheilt werden. Hierbei wird der gesamte Dickdarm inklusive des Mastdarms entfernt, wobei der Schließmuskel erhalten bleibt. Die Rekonstruktion erfolgt durch einen sog. Pouch (engl.: Tasche), der den Mastdarm imitiert und so eine sehr gute Lebensqualität bieten kann. Diese Operationen werden an spezialisierten Zentren minimalinvasiv oder auch roboterassistiert durchgeführt und erfordern vom gesamten Behandlungsteam (Chirurgie, Gastroenterologie, Physiotherapie, Erfahrungsmedizin, Psychologie) eine hohe Expertise.
Dickdarmkrebs/Kolonkarzinom
Dickdarmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Männern und Frauen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle entwickelt er sich aus gutartigen Vorstufen, sog. Polypen oder Adenomen. Eine erhebliche Rolle spielen oft auch erbliche Faktoren. Durch die Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland nimmt die Zahl der Fälle von Dickdarmkrebs insgesamt ab. Leider verzeichnen wir jedoch einen dramatischen Anstieg bei jungen Menschen zwischen 30 und 50 Jahren. Die Gründe hierfür sind noch nicht abschließend geklärt, sollten aber zukünftig zur Definition von Risikogruppen führen. Diese sollten dann schon ab dem 30. oder 40. Lebensjahr zur Darmspiegelung gehen.
Therapie: Der Goldstandard ist die operative Therapie, die in aller Regel minimalinvasiv oder roboterassistiert durchgeführt wird. In frühen Stadien sind die Heilungschancen exzellent. Auch in fortgeschrittenen Stadien kann Darmkrebs durch differenzierte, individuell auf den Patienten abgestimmte multimodale Therapiekonzepte heilbar sein.
Mastdarmkrebs/Rektumkarzinom
Darmkrebs ist sowohl bei den Neuerkrankungen als auch bei den krebsbedingten Todesfällen in Deutschland die zweithäufigste Tumorart – 45 % entfallen dabei auf das Rektumkarzinom. Dank der zunehmenden und konsequenten Vorsorge nimmt die Sterberate jedoch von Jahr zu Jahr ab. Zu den Symptomen gehören Durchfall oder Verstopfung, Blutbeimengungen im Stuhl, eine dunkle Verfärbung des Stuhls, krampfartige Bauchschmerzen oder Übelkeit. Da diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen des Darms vorkommen können, sollten sie ärztlich abgeklärt werden.
Therapie: Bei der Behandlung von Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) werden sogenannte multimodale Therapiekonzepte erfolgreich eingesetzt. Das bedeutet, dass nach entsprechender Diagnostik meist eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie durchgeführt wird, um den Tumor im Mastdarm zu verkleinern. Im zweiten Schritt erfolgt die Operation. Oft wird auch nach der Operation eine zusätzliche Chemotherapie empfohlen.
Das Ziel der Behandlung sollte neben der Heilung auch der Erhalt des Schließmuskels und seiner Funktion sein. Operationen am Mastdarm erfordern eine sehr große chirurgische Erfahrung und sollten daher in die Hände von ausgewiesenen Chirurgen/Zentren gelegt werden. Auch dieser Eingriff kann in spezialisierten Einheiten minimalinvasiv durchgeführt werden, wodurch exzellente funktionelle und tumorspezifische Ergebnisse erzielt werden können. Auch hier kommt der Operationsroboter zum Einsatz, der die Präzision und Sicherheit für den Patienten nochmals deutlich verbessert.
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